Loesungen
Die FISCHZUCHT-Anlage mit "PSTI" Dach-System
Möglichkeiten einer fortgeschrittenen
industriemässigen biologischen Produktion
(c)
UV-Orga
Notwendige
Entwicklung der Aquakultur zur Sicherung der Welternährung
1. Grenzen
der traditionellen Aquakultur
Vorsichtigen
Schätzungen der Experten zufolge muss die Aquakultur (in
Ergänzung der Ressourcen der Seefischerei) bis zum Jahr 2010
eine jährliche Produktion von 50 Mio. t erbringen, wenn sie den
weltweiten Bedarf befriedigend abdecken soll.
Ob
die Aquakultur in ihrer traditionellen Form dazu in der Lage ist,
bezweifeln wir.
Zwar
muss man den angrenzenden wissenschaftlichen Disziplinen erhebliche
Erfolge in den letzten Jahren bescheinigen:
Ø
eine zunehmende Zahl von Spezies kann inzwischen mittels Manipulation
durch den Menschen vermehrt werden;
Ø
genetische Untersuchungen führen in einem weiten Bereich, von
der Populationsgenetik bis zu Chromosomenmanipulationen, zu praktisch
verwertbaren Erfolgen;
Ø
Fortschritte der Ernährungsphysiologie erlauben die
industriemässige Herstellung von standardisierten
Futtermischungen für eine Vielzahl von Arten;
Ø
Veterinärmedizin, Pharmazie und Chemie stellen eine Reihe von
Verfahren und Mitteln zur Gesunderhaltung tierischer Wasserorganismen
bereit.
Unsere
Kritik richtet sich aber gegen die konventionelle Umsetzung
gewonnener Erkenntnisse in Produktionsmethoden, die von der Nutzung
eines natürlich vorhandenen Wasservolumens ausgehen. Die
Neuerungen sind: geregelter Besatz mit Jungtieren, Fütterung, u.
U. Verabreichung von Medikamenten.
Wir
sehen darin die Tendenz zu einer weltweiten Verbauung der
Binnengewässer und der Küstenzonen mit Aquakultur. Dies mag
an manchen Orten möglich und sinnvoll sein, birgt aber zumindest
zwei grundlegende Probleme in sich:
1.1. Die
Verschmutzung der Gewässer
Die
Verschmutzung der Gewässer und Küstenzonen ist ein
vielbesprochenes Thema.
Während
man mit einigem Optimismus in den Industrieländern Ansätze
einer Gegenentwicklung feststellen kann, wird das Problem in den
Ländern, die auf Nahrungsmittel aus der Aquakultur am meisten
angewiesen sind, noch auf lange Zeit verdrängt werden.
1.2. Die
Umweltbelastung
Vorausgesetzt,
die Umweltbelastung durch Kommunen, Industrie, Seeschiffahrt usw.
lässt sich auf ein erträgliches Mass reduzieren; auch dann
wären einer Expansion der Aquakultur in ihren bislang
betriebenen traditionellen Formen über ein überschaubares
Mass hinaus sehr schnell Grenzen gesetzt.
Intensiv
betriebene Aquakultur belastet die Umwelt!
Jemand,
der zuvorderst von der Umweltverschmutzung betroffen ist, hat allen
Grund, seinerseits sein Umfeld reinzuhalten.
Dass
die Aquakultur als Konkurrent zu alternativen Nutzungen der Gewässer
auftritt, z. B. zur Freizeitnutzung, sei als weiteres, nachrangiges
Argument erwähnt.
Wir
meinen, dass die derzeit zu verzeichnende Entwicklungstendenz der
Aquakultur, mag sie auch kurzfristig erfreuliche Erfolge verbuchen,
mittel- und langfristig eine Fehlentwicklung darstellt.
Das
langfristige Produktionsziel kann sie nicht erreichen, und einen
Ausweg aus der Verstrickung zwischen Umweltabhängigkeit
einerseits und Umweltbeeinträchtigung andererseits wird sie
nicht bieten.
2.
Möglichkeiten einer fortgeschrittenen Produktion
2.1.
Industriemässige biologische Produktion
Die
industrielle Entwicklungsphase gilt in Europa und Nordamerika als
überwunden.
Niemand,
der sich diesem Urteil anschliesst, wird aber behaupten, dass damit
die industrielle Produktion keine Rolle mehr spiele. Ihr entstammen
unverändert nahezu alle Produkte des täglichen Gebrauchs.
Dass
wir in einer nachindustriellen Zeit leben, bedeutet, dass die
Industrie und ihre Produktion nicht mehr vorrangig unser Leben
bestimmt. Es kann bedeuten, dass man die Auswüchse der
industriellen Produktion erkennt und beseitigt.
Wir
hoffen es.
Nahrungsmittel
sind per se Produkte des täglichen Gebrauchs.
Für
die Mehrheit der Menschen sind sie aber nur unzureichend verfügbar.
Daraus
darf man schliessen, dass ihre Erzeugung nach vorindustriellen
Methoden versagt hat. Auf der einen Seite werden in den
Industriestaaten unsinnige Überschüsse produziert mit
Methoden, die dem Naturhaushalt zuwiderlaufen.
Man
greift auf Produktionsmittel zurück, die reichlich angeboten
werden:
Ø
Futter,
Ø
Medikamente,
Ø
Düngemittel und
Ø
Pestizide.
Damit
wird in höchster Intensität ein Produkt erzeugt und
Abfallprodukte werden in grossen Mengen freigesetzt.
In
Agrarstaaten der Tropen und Subtropen muss die
Nahrungsmittelproduktion mit der von Industrie-Grundstoffen und von
Genussmitteln konkurrieren.
Unter
diesen Umständen reicht der fruchtbare Boden nicht aus.
Wir
sehen es daher keineswegs als Anachronismus, vielmehr als längst
fällige Entwicklungsanpassung, wenn wir eine industriemässige
biologische Produktion fordern.
Darunter
verstehen wir:
Ø
Erstellung eines abgeschlossenen Produktionsraumes
Ø
Abwehr ungünstiger Klimaeinflüsse, Gestaltung eines Optimal
klimas und optimaler Lichtverhältnisse
Ø
Abwehr von Schadorganismen und Konkurrenten
Ø
gezielte Bereitstellung von Fläche bzw. Raum, Nährstoffen,
Sauerstoff, Kohlendioxyd usw.
Ø
Kontrolle von Schadstoffen aus dem Stoffwechsel und Abbau derselben
im Produktionssystem
Ø
Kombination von tierischer und pflanzlicher Produktion in
integrierten Systemen
Ø
Kontrolle von Immission und Emission
Ø
höchste Effizienz der Flächen bzw. Raumnutzung
Die
Kriterien gelten sowohl für die tierische wie für die
pflanzliche Produktion.
Es
bietet sich geradezu an, beide Produktionsrichtungen einander
anzugliedern.
So
kann das Abfallprodukt aus dem tierischen Stoffwechsel, das im
wesentlichen aus Stickstoffkomponenten besteht, als Nährstoff
für die Pflanzenproduktion nutzbar gemacht werden.
Umgekehrt
kann die Pflanzenproduktion Futterkomponenten für die tierische
Produktion bereitstellen.
Über
diese Möglichkeit der Integration verfügt die "moderne"
Landwirtschaft längst nicht mehr.
Nur
mit einer industriemässigen Produktion von biologischen
Massengütern wird es möglich sein, auch für wilde
Pflanzen und Tiere des Landes und der Meere für die Zukunft
freie Räume zu erhalten, ja sogar neue zu schaffen.
Für
den Menschen bietet sie die Garantie einer gesicherten Ernährung
auch bei weiterem Bevölkerungszuwachs.
2.2.
Industriemässige Fischproduktion
Der
Exkurs in die allgemeine Nahrungsmittelproduktion sollte uns kurz
eine Reihe zukünftiger Möglichkeiten vor Augen führen.
Unser
eigentliches Thema, zu dem wir konkrete Aussage machen können,
ist die Produktion tierischer Wasserorganismen unter
industriemässigen Bedingungen.
Der
Fisch steht stellvertretend für eine Reihe von Genera und
Spezies, die in der zoologischen Hierarchie die gleiche oder
niedrigere Positionen einnehmen.
Die
ersten domestizierten Wassertiere waren Fische. Er hat uns das
grundlegende Verständnis für Kultur und Produktion
vermittelt. Inzwischen führt die Entwicklung verstärkt zur
Produktion von Krustazeen und Mollusken (Schalentiere und
Weichtiere).
Ansätze
einer industriemässigen Fischproduktion sind in den letzten
Jahren in den Industrieländern wiederholt zu verzeichnen
gewesen. Einen Durchbruch konnte sie nicht erzielen. Die Gründe
dazu lassen sich unter drei Aspekten zusammenfassen:
2.2.1 Unterschwellige Abneigung
Es
mag eine gegen eine industrielle
Fischproduktion bestehen, die auf die Erinnerung an die Auswüchse
der industriellen technischen Produktion zurückgehen.
2.2.2 Anstösse zu einer industriellen Fischproduktion
Die
Anstösse zu einer industriellen Fischproduktion müssen aus
den Industrieländern kommen. Hier fehlt aber ein echtes
Bedürfnis, da meist ein Überangebot an Nahrungsmittel
vorliegt.
2.2.3 Radikale Änderung der Produktionsstrukturen
In
den Industrieländern existieren meist traditionelle Formen der
Aquakultur (Teichwirtschaften usw.), die einen überschaubaren,
bereits aufgeteilten Markt beliefern. Es muss sich als eine
undankbare Aufgabe erweisen, hier für eine radikale Änderung
der Produktionsstrukturen zu plädieren.
Des
ungeachtet stehen wir zu folgenden Aussagen:
Die
industriemässige Fischproduktion bedarf zu ihrem endgültigen
Durchbruch einer (ideellen) Voraussetzung: der Bereitschaft aller
Beteiligten, ihr jeweils biologisches, technisches und ökonomisches
Fachwissen zusammenzutragen und aufeinander abzustimmen; gefordert
ist eine die wissenschaftlichen Grenzen überschreitende
Sammeldisziplin.
Die
(realen) Grundlagen für eine industriemässige
Fischproduktion sind im vollen Umfang gegeben, denn:
das
Fachwissen in den Einzeldisziplinen reicht für einen
Produktionsbeginn mit bewährten Arten vollständig aus, und
die Ausstattung der Produktionsanlagen kann mit vorhandenen und
bewährten technischen Bauelementen geschehen. Sie sind nur
sinnvoll an die spezielle Aufgabe anzupassen.
Nach
einem gelungenen Start wird sich die industriemässige Produktion
durch Eigendynamik auf die volle Palette möglicher Produkte
ausdehnen.
Neben
der Forschung wissenschaftlicher Institutionen wird sich eine
Industrieforschung etablieren und mit praxisnahen,
produktionsbezogenen Ergebnissen die Entwicklung vorantreiben.
2.2.4 Ein
Beispiel zur Technik
Für
jeden tierischen Organismus ist der Sauerstoff eine Lebensgrundlage.
Absoluter Sauerstoffmangel führt zum Tod, relativer
Sauerstoffmangel reduziert den Stoffwechsel und damit die Leistung.
Sauerstoffüberangebote in Form von hohen Übersättigungen
im Wasser beeinträchtigen das Tier und können tödlich
wirken.
Für
die Sauerstoffversorgung ist es erforderlich, das Gas im Wasser zu
lösen. Als Quelle kann sowohl atmosphärischer als auch
technischer, konzentrierter Sauerstoff genutzt werden. Der Eintrag
atmosphärischen Sauerstoffs durch Belüftung ist als ein
weitgehend mechanisches Problem anzusehen: Es gilt, grosse
Kontaktflächen zwischen Luft und Wasser zu schaffen.
Eine
Übersättigung ist unter Normaldruck ausgeschlossen. In
einem gewissen Kapazitätsbereich arbeitet das Verfahren
selbstregulierend; wird dieser Bereich überschritten, müssen
weitere technische Aggregate (z. B. Pumpen, Gebläse,
Schaufelräder) zugeschaltet werden.
Die
praktische Erfahrung aus der Forellenproduktion zeigt, dass der
Sauerstoffbedarf bis zu einer Besatzdichte von 50 kg m-3, maximal 60
kg m-3 durch Belüftung abgedeckt werden kann.
In
dem Grenzbereich zeigen sich aber schon die Probleme: Der
Sauerstoffeintrag ist mit einer unübersehbaren Einwirkung
mechanischer Energie in das Wasser verbunden, die zu Strömungen
und Turbulenzen führt. Das Tier muss dieser Energie
entgegenarbeiten, also eine mit dem Zuwachs konkurrierende Leistung
erbringen.
Die
ausgeprägtesten Turbulenzzonen werden von den Tieren gemieden
und sind daher nicht mehr als nutzbares Haltungsvolumen anzurechnen.
Unter
diesen Bedingungen gilt es abzuwägen:
Ø Wie stark
ist die Stoffwechsel-Leistung betroffen, wenn ab einer
Haltungsintensität von etwa 50 kg m-3 die Sauerstoffversorgung
vom Optimum abweicht; wie ist der Leistungsabfall ökonomisch zu
bewerten?
Ø Wie
weit lässt sich die Sauerstoff-Zulieferung durch Zuschaltung
weiterer Aggregate erhöhen? Wie ist die konkurrierende
Bewegungsleistung der Tiere bei zunehmendem Aggregateinsatz
ökonomisch zu bewerten?
Ø Hat
das Tier in stark turbulentem Wasser hinreichende
Zugriffsmöglichkeit auf das Futter, oder verschlechtert sich die
Futterverwertung?
Ø Wie
ändern sich die ökonomischen Daten, wenn statt des
atmosphärischen Sauerstoffs technischer Sauerstoff eingesetzt
wird?
In
diesem Fall ist zu berücksichtigen:
Ø eine
Steigerung der Haltungsintensität weit über 50 kg m-3
hinaus
Ø eine
unverändert günstige Sauerstoffversor-gung; keine
konkurrierende Bewegungs-leistung
Ø eine
Relation der variablen Kosten von etwa
5 : 1 zuungunsten des
technischen Sauerstoffs
Ø ein
erhöhter Aufwand für Messen, Steuern und Regeln.
Für
einen fachkundigen Betriebswirtschaftler stellt dieses
Optimierungsproblem eine leichte Aufgabe dar, sofern er auf
verlässliche Daten und Normen zurückgreifen kann.
Zum
Einsatz von technischem Sauerstoff scheinen einige grundsätzliche
Anmerkungen angebracht.
In
den Industriestaaten hat die Technische-Gase-Industrie einen hohen
Stand erreicht. Herstellung, Lagerung, Transport und praktische
Verwendung werden nach Standard-Verfahren erledigt. Entsprechend
fortgeschritten sind Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Moderne
Verfahren der Datenerfassung und -verarbeitung kommen auch diesen
Techniken zugute.
Trotzdem
gilt in Fachkreisen das Urteil, dass Belüftungstechniken in der
Fischproduktion zu bevorzugen seien, da konzentrierter Sauerstoff
häufig zu schädlichen Übersättigungen führe.
Wir
wollen diese Ansicht nicht bestreiten, wohl aber auf die Umstände
relativieren. Auftretende Übersättigungen können nicht
auf fehlende Mess- und Regelmöglichkeiten zurückgeführt
werden. Die Technik ist vorhanden, aber relativ teuer.
In
einer Anlage konventioneller Grössenordnung, mit einer
Jahresproduktion von etwa 50 t, übersteigt sie ein sinnvolles
Mass.
Angenommen,
die Anlage wäre auf eine 100fache Grösse - 5000 t
Jahresproduktion - ausgelegt: in diesem Fall wäre die
Installation einer ausgefeilten Mess- und Regeltechnik nur
unwesentlich teurer. Die Aufwendungen hierzu würden sich glatt
in den Gesamtinvestitionsrahmen einordnen. Damit wären eine
optimale Sauerstoffversorgung und eine grösstmögliche
Haltungsintensität garantiert.
Vielleicht
konnte das Beispiel verdeutlichen, wie biologische, technische und
ökonomische Überlegungen zusammenwirken müssen.
Inzwischen
wurde ein erfolgversprechender neuer Start in die von uns vertretene
Entwicklungsrichtung unternommen. Es entstehen Anlagen der genannten
Grössenordnung (5000 t Jahresproduktion) unter anderem in
Dänemark, USA, Canada, den Emiraten, Hong Kong und China.
3.
Ausblick
Die
Erfahrung lehrt, dass Lösungsansätze zu einem Problem, die
derselben Vorstellungsebene verhaftet bleiben, nur kurzfristige
Erfolge bieten und langfristig zur Verschlimmerung des Problems
beitragen.
In
einer Situation, die durch eine enger werdende Welt, Ausbeutung und
Verwüstung von Ressourcen geprägt ist, wird keine echte
Erleichterung geschaffen dadurch, dass man sich am Wettstreit um die
Beute beteiligt und an der Zerstörung mitwirkt.
Für
die konventionelle Aquakultur besteht die Gefahr, auf diesen Weg
einzuschwenken.
Wir
müssen die Erde als Raumschiff ansehen, das für unabsehbare
Zeit mit einem einmaligen Vorrat und mit Betriebsmitteln, die sich im
natürlichen Stoffkreislauf regenerieren, auskommen muss.
Dieser
Beitrag soll dazu Denkanstösse geben.
Der
Sicherheit der Welternährung ordnen wir eine Priorität zu,
die der Erschliessung neuer Energiequellen mindestens gleichkommt und
die die Erforschung des Weltalls übersteigt.
Wenn
ein Teil der Mittel und des Fleisses hier einfliessen würden,
wäre das Problem bald gelöst.
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